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Chats im “Ibiza”-Untersuchungsausschuss belegen, dass Krone-Chef Christoph Dichand (li.) mit ÖBAG-Chef und Kurz-Vertrautem Thomas Schmid Luxusurlaube verbrachte. Die Frage: Wurden da auch “Deals” besprochen? (Fotomontage)

3. Juni 2021 / 11:24 Uhr

Neueste Chats legen Vermutung nahe: Medien kontrollieren die Mächtigen nicht mehr, sie beschützen sie!

Die Chatprotokolle aus dem „Ibiza“-Untersuchungsausschuss sind nicht nur für die ÖVP mehr als unbequem – schön langsam kommt nun auch zutage, wie verfilzt die Politik mit den mächtigen Medienleuten dieses Landes ist.

Krone-Chef Dichand in Erklärungsnot

Die jetzt bekannt gewordenen Nachrichten zwischen ÖBAG-Chef Thomas Schmid und Kronen-Zeitung-Chef Christoph Dichand bringen nicht nur die Person Dichand in Erklärungsnot, sondern könnten auch ein Hinweis dafür sein, warum die Krone jetzt so schreibt, wie sie schreibt. Warum zum Beispiel Kolumnist Michael Jeannée vor gar nicht langer Zeit noch über den „besten Innenminister der Zweiten Republik“ jubelte, und damit Herbert Kickl meinte, dann aber zu einem regelrechten journalistischen Feldzug gegen die Blauen ansetzte.

Erst heute, Donnerstag, zerfetzte der betagte Krone-“Postler” sowohl Ex-Bundesparteiobmann Norbert Hofer (“dünnhäutig Beleidigter, Opfer seiner Befindlichkeiten, politische Leberwurst” etc.), als auch dessen potentiellen Nachfolger, FPÖ-Klubobmann Herbert Kickl (“Figur, an der man besser nicht anstreift, ‘Killer’ ohne Charisma” etc.) förmlich in der Luft.

Gemeinsame Luxusurlaube

Ob es damit zu tun hat, dass sein Chef, Christoph Dichand, mit einer zentralen Figur im Projekt “Ballhausplatz” von Sebastian Kurz, nämlich dem heutigen ÖBAG-Chef Thomas Schmid (Ich bin so glücklich :-))) Ich liebe meinen Kanzler”), Luxusurlaube verbracht haben soll? Oe24 schreibt über eine „offenbar enge Freundschaft“, die jetzt durch Chats dokumentiert seien, die von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) an die Abgeordneten des U-Ausschusses geliefert wurden. Weiters heißt es:

Bei den Abgeordneten sorgt vor allem eine Reise für Verwunderung: Am 7. Februar 2019 – nur wenige Wochen vor seiner Bestellung zum ÖBAG-Chef – ließ Thomas Schmid über das Finanzministerium (!) drei Flüge für sich, Christoph Dichand und einen gemeinsamen Freund via London nach Afrika buchen. Dichand flog Business um sündteure 2.448 Euro. Sein Ticket wurde offenbar vom Finanzministerium bezahlt. Geklärt werden muss, ob Dichand den Betrag rück­erstattet hat und wie die Reise genau verbucht wurde.

Ergänzung am 2.9.2021

Laut Standard wurde Oe24  nicht rechtskräftig verurteilt, für Teile dieser Passage eine Gegendarstellung zu veröffentlichen. Die Reise wurde demnach nicht vom Finanzministerium gebucht, sondern von einer Schmid Mitarbeiterin:

Grund für den Schwenk war die Anwesenheit von Thomas Schmids enger Vertrauter Melanie L., die als Zeugin vor Gericht bestätigte, was in der Gegendarstellung steht: Sie habe das Geld von ihrem privaten Konto überwiesen und das Geld unverzüglich von Dichand zurückgezahlt bekommen.

Fellner/oe24-Anwalt Peter Zöchbauer meldete Berufung an.

Verdächtige Chat-Nachrichten

Und dann gibt es wieder diese verdächtigen Chat-Nachrichten. Schmid benachrichtigte von seinen Reisen mit Dichand – dazu sollen Aufenthalte in Äthiopien und Sardinien zählen sowie eine gemeinsame Tour auf den Kilimandscharo – sowohl Bundeskanzler Kurz, als auch Finanzminister Gernot Blümel. An Kurz schrieb er:

Mit Dichand alles auf Schiene.

Und Blümel teilte er mit:

Dichand und ich haben Flug gebucht übrigens.

Wurden auf den Reisen “Deals” besprochen?

Der Fraktionsführer der Freiheitlichen im „Ibiza“-Untersuchungsausschuss, Christian Hafenecker, will nun herausfinden, welche „Deals“ auf diesen Reisen besprochen wurden.

Glaubt man Gerüchten, könnten die Chat-Protokolle abseits dieser Causa auch noch andere, sehr unappetitliche Verwicklungen zwischen Journalisten und ÖVP-Politikern, die sogar Absprachen über Veröffentlichungen von Artikeln oder Fernsehbeiträgen zum Inhalt haben, bald an die Öffentlichkeit gelangen.

Tiefpunkt im österreichischen Journalismus

Bewahrheiten sich diese Gerüchte, wäre das ein weiterer Tiefpunkt in der österreichischen Medienwelt. Bis jetzt war ja nur offensichtlich, dass die schwarz-grüne Regierung zumindest die Boulevard-Medien mit massiven Geldzuwendungen (Inserate, Presse- und Vertriebsförderung etc.) quasi in Geiselhaft genommen hat. Kommt jetzt auch noch heraus, dass es von Politikern in die richtige Richtung gelenkte Artikel gab, wäre es endgültig vorbei mit der naiven Vorstellung, die noch viele Österreicher haben: nämlich, dass die Medien die Mächtigen kontrollieren. Es wäre dann sogar umgekehrt: Medien würden die Mächtigen beschützen! Ein in Demokratien völlig undenkbarer Zustand.

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