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Parlamentspräsident László Kövér (Bildmitte) mit dem ungarischen Staatspräsidenten János Áder (rechts)

6. August 2021 / 21:58 Uhr

Ungarn nennt Slowakei „Oberungarn“, slowakischer Außenminister tobt vor Wut

Ungarns Parlamentspräsident László Kövér nannte in einer Rede vor der ungarischen Bevölkerung in der slowakischen Stadt Sommerein (slowakisch: Šamorín) die Slowakei wiederholt auf ungarisch „Felvidék“ (deutsch: Oberungarn). Der historische Begriff bezeichnete im Königreich Ungarn die Gebiete um die nördlichen Karpaten oberhalb der pannonischen Tiefebene, das der heutigen Slowakei entspricht. Das gesamte Gebiet der heutigen Slowakei gehörte mehr als 900 Jahre lang zum Königreich Ungarn und wurde erst 1920, nach der Auflösung der Donaumonarchie, in Form des Kunststaates „Tschechoslowakei“ von Ungarn unabhängig. Die Slowakei als selbstständigen Staat gibt es erst seit 1990. In Sommerein leben heute rund 60 Prozent Ungarn.

Aufforderung, keinen Geschichtsunterricht mehr zu geben

Das slowakische Außenministerium reagierte wütend und wies Ungarn in einer offiziellen diplomatischen Note scharf zurück. Der slowakische Außenminister Ivan Korčok veröffentlichte diese auf seiner offiziellen Facebook-Seite (auf slowakisch). Darin heißt es scharf:

Unser Staat ist nicht Oberungarn! Der Name unseres Staates ist Slowakei bzw. Slowakische Republik. Die Verwendung des Namens Oberungarn durch den zweithöchsten ungarischen Staatsbeamten ist undiplomatisch und Ausdruck der fehlenden Empathie in unserer Nachbarschaft. Ich fordere ungarische Beamte auf, der Slowakei keinen Geschichtsunterricht mehr zu geben!

Hohe ungarische Beamte reisen ohne Ankündigung ein

Auch kritisiert wird die Art und Weise des Besuches von Kövér . Es hätte keine Information darüber an die slowakische Regierung gegeben. Anlass war die Enthüllung eines von Ungarn finanzierten Denkmals, das an die Vertreibung der Ungarn nach dem Ersten Weltkrieg in dem Ort gedenkt. Laut Korčok sei es völlig unüblich, dass ein Besuch auf solch einer hohen Ebene ohne Ankündigung geschehe.

Verhältnis zu Nachbarn ist angespannt

Das Verhältnis zwischen Ungarn und der Slowakei gilt zwar auf Ebene der Europäischen Union als gut, jedoch in sonstigen bilateralen Fragen als angespannt. Auch hundert Jahre nach der Abspaltung von Ungarn leben noch fast eine halbe Millionen Ungarn in der Slowakei, dies entspricht fast zehn Prozent der slowakischen Gesamtbevölkerung. Fast alle leben in Gebieten direkt an der ungarischen Grenze. RTegierungschef Viktor Orbán setzt sich offensiv für die stärkere Einbindung in den ungarischen Mutterstaat ein, die Slowakei unterbindet dies strikt. Ähnlich angespannt ist aus den gleichen Gründen das Verhältnis der Ungarn mit der Ukraine und Rumänien.

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