Demokratisch, kritisch, polemisch und selbstverständlich parteilich

Verlagschef Horst Pirker (Bildmitte, bei einer Veranstaltung zum Thema “Medien zwischen Geld und Geist – Quo vadis Journalismus?” 2014) sieht Österreich auf dem Weg in eine “illiberale Demokratie” und die Medien auf strategischen Irrwegen.

28. September 2021 / 17:22 Uhr

VGN-Verlagschef Pirker will Geldflüsse von Türkis zu den Medien aufzeigen

Horst Pirker, CEO der VGN Medien Holding, zu der unter anderem News, Trend oder Woman gehören, kündigt in einem Interview im Branchenheft Österreichs Journalistin ein Buch mit dem investigativen Inhalt über die Geldflüsse von Türkis zu den Medien an.

Medien auf strategischen Irrwegen

Pirker ist einer der wenigen Medienmacher, die in der Gefolgschaft von ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz aus der Reihe tanzen. Er sieht Österreich auf dem Weg in eine illiberale Demokratie und die Medien auf strategischen Irrwegen, wie er gegenüber der Journalistin Antonia Gössinger sagt.

Willkürliche Vergabe von Inseraten

Das Buch soll Anfang Oktober erscheinen und aufzeigen, dass es für die Geldflüsse keine nachvollziehbaren Kriterien gibt. Es handle sich um eine willkürliche Vergabe, und die Willkür, so Pirker, könne unterschiedliche Treiber haben, „von der Sympathie bis hin zur Willfährigkeit“. Der Hauptfehler sei, dass es keine gesetzliche Basis gäbe, dass hunderte Millionen Euro Steuergeld frei von jeder gesetzlichen Basis vergeben werden könnten.

Medien werden belohnt oder bestraft

Schon im Juni hat Pirker zum Standard gesagt, was er von der Medienpolitik der Türkisen und insbesondere von ÖVP-Bundeskanzler Sebastian Kurz hält. Kurz versuche, so Pirker im Standard, alle Macht bei Türkis zu konzentrieren, „ich nenne das eine Form von Orbánisierung“. Kurz könne Kanzler einfach nicht, er habe einen Mangel an Bildung und Wertebildung. Weiters meinte er:

Mit Geben und Entziehen von aus Steuergeld finanzierten Inseraten werden Medienunternehmen belohnt, sediert oder bestraft.

News titelte: “So mies geht´s Türkis”

Pirker wurde deshalb so deutlich, weil sein Verlag, konkret das Heft News, von Kurz und Co. offensichtlich „bestraft“ wurde. Auf „Twitter“ sagte News, warum:

Im vergangenen Heft setzte sich News kritisch mit der Rolle der türkisen Führung innerhalb der ÖVP auseinander. Das gefiel nicht allen. Man teilte uns mit, dass das Finanzministerium in News und in allen anderen Titeln der VGN Medien Holding nichts mehr schalten würde.

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Die angeblich von der “Message Control” der Türkisen beanstandete Geschichte hatte den Titel „So mies geht’s Türkis“. Die Behauptung von News auf „Twitter“ dementierte das Finanzministerium in einer Aussendung umgehend. Unzensuriert berichtete.

Orbánisierung oder zerstörte ÖVP

Pirker macht sich spätestens seit diesem Vorfall Sorgen um das demokratische Gefüge der Republik. Es finde eine Form der Orbánisierung Österreichs statt und der Versuch der totalen Machtübernahme, meint er. Pirker sieht zwei Szenarien, um dieser Entwicklung Einhalt zu gebieten, wie er im Interview mit Österreichs Journalistin skizzierte:

Das Orbánierungsszenario, wo die Regeln so verschoben werden – das ist in Ungarn und Polen passiert-, dass ein praktisch bei Wahlen nicht mehr gefährdetes System entsteht. Die zweite Möglichkeit ist, dass das System fällt, mit einer völlig zerstörten ÖVP danach. Was ich nicht für möglich halte, ist, dass sich dieser Weg normalisiert.

“Da höre ich lieber auf”

Pirker sagte in dem Interview auch, dass er in seinem Leben in zwei Situationen nie kommen wolle: Bittsteller bei der Politik zu sein und die Politik mindestens implizit zu erpressen, um irgendwelche Brosamen oder Nicht-Brosamen zu kriegen. Allerdings seien genau das zwei gängige Beziehungstypien zwischen Politik und Medien in Österreich. Das sei vom Selbstverständnis der Medien her so unterirdisch. An diesem Akt der Selbstaufgabe werde er sicher “nie in meinem Leben” teilnehmen, “da höre ich lieber auf”.

Erfolgreicher Medienmanager

Pirker hat eine große Glaubwürdigkeit in der Branche, seit er die VGN Medien Holding auf wirtschaftlich solide Beine gestellt hat. Inzwischen, so verrät Pirker Österreichs Journalistin, sei man so weit, dass sogar der Titel News – der in der Spitzenzeit allein sechs Millionen Euro Verlust gemacht hat – im heurigen Jahr ein positives Ergebnis erwirtschaften werde. Die Gruppe insgesamt habe schon seit Jahren positive Ergebnisse. Pirker hält an der VGN Medien Holding 75 Prozent, 25 gehören den Fellners. “Leider”, sagte Pirker im Interview, erfolgreiche Übernahmegespräche konnten bisher nicht geführt werden.

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