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Péter Márki-Zay begründete seinen politischen Aufstieg mit dubiosen Methoden.

28. Oktober 2021 / 20:34 Uhr

Der plötzliche Aufstieg von Orbáns Herausforderer wirft Fragen auf

Péter Márki-Zay gewann die Vorwahlen der geeinten Opposition. Bei den Parlamentswahlen im Frühjahr 2022 wird er somit der Gegenkandidat von Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Der rasche Aufstieg des vor kurzem noch völlig unbekannten Mannes wirft einige Fragezeichen auf. Unzensuriert beleuchtet in einer Serie ein paar Hintergrundinformationen näher. Heute wird der erste Erfolg von Márki-Zay unter die Lupe genommen.

Geburtsstunde der „Geeinten Opposition“

Márki-Zay trat erstmals auf die politische Bühne in Ungarn, als er 2017 verkündete, dass er mit seiner Bewegung „Minden Magyar Mozgalom“ (zu deutsch: Bewegung aller Ungarn) in der südungarischen Stadt Neumarkt an der Theiß (Hódmezővásárhely) zur Wahl antritt. Überraschend verkündeten Ende 2017 in der Fidesz-Hochburg alle Oppositionsparteien, dass sie Márki-Zay unterstützen wollen. Der Herausforderer schaffte es dabei in beachtlicher Weise, von der damals als nationalistisch geltenden Jobbik bis zu den Sozialisten alle hinter sich zu vereinigen. So wurde die „geeinte Opposition“ in Neumarkt geboren.

Fragwürdige hochbezahlte Ämter

Mit welchen ‘Argumenten’ Márki-Zay die Oppositionspolitiker überredete, wird bei tieferer Recherche jedoch schnell deutlich. Nachdem er überraschend 2018 die Bürgermeisterwahl für sich entschieden hatte, wurden den Ortsspitzen der Oppositionsparteien mehr als fragwürdige, bestbezahlte Ämter verliehen.

Unterstützer wurde „Produktionskoordinator“

So ernannte er den Jobbik-Chef in Neumarkt, László Dombi-Kiss, nach seiner Wahl zum neu geschaffenen „Produktionskoordinator“ der Stadt. Mit dem genannten Titel ist er auch auf der ungarisch-sprachigen Internetseite von Neumarkt angeführt. Der neu geschaffene, hochbezahlte Posten dürfte einen überschaubaren Aufgabenbereich haben. Die 50.000-Einwohner-Stadt mitten in der Puszta ist nicht gerade als großer Produktionsstandort bekannt. Dombi-Kiss hat in seiner Jobbik-Partei zuvor überraschend stark dazu aufgerufen, Márki-Zay zu unterstützen.

7.000 im Monat für „Obergärtnerrat“

Eine weitere Jobbik-Größe, die ‘überzeugt’ wurde, Márki-Zay zu unterstützen, ist Zoltán Sirkó. 2017 war er einer der einflussreichsten Personen in der sich liberalisierenden Jobbik. Überraschend setzte er sich ebenfalls stark für die Unterstützung Márki-Zays ein. Nach der Wahl wurde er von Márki-Zay zum ebenfalls neu geschaffenen „Obergärtnerrat“ der Stadt ernannt. Für die beraterische Funktion in gärtnerischen Angelegenheiten der Kleinstadt bezieht er ein fürstliches Gehalt von über 2,5 Millionen Forint (7.000 Euro) im Monat. Seine einzige sichtbare Tätigkeit für das stattliche Entgelt sind in ungarischen Lokalzeitungen Berichte über den Bewuchs auf Verkehrsinseln und ähnlichem.

Freunderlwirtschaft in Reinform

Die zwei genannten Beispiele sind nur Auszüge aus einer langen Liste quer durch alle Oppositionsparteien, die 2017 plötzlich den damals unbekannten Márki-Zay unterstützten. Eines wird in dem Netzwerk deutlich: Die Unterstützer haben nach der Wahl alle ein gut bezahltes Amt oder eine Funktion bekommen. Das Netzwerk beruht dabei weniger auf der Vergabe wichtiger politischer Entscheidungsposten, sondern viel mehr auf Geld. Somit wird deutlich, dass der Aufstieg Márki-Zays von Anfang an auf klassischer „Freunderlwirtschaft“ beruhte.

(Für alle im Artikel genannten Personen gilt die Unschuldsvermutung)

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