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Polen hat eine Rechnung mit der Ukraine offen. Wird Warschau den Krieg nützen, sie zu begleichen (Bildschirmfoto aus dem Sendung der Telewizja Polska S.A.,des öffentlich-rechtlichen Fernsehens in Polen aus 2015)?

25. März 2022 / 20:07 Uhr

Im Krieg sind die Dinge im Fluss: Polnisches Fernsehen zeigte schon einmal Einverleibung der Westukraine

Im Oktober 2014 jagte eine Meldung durch die Gazetten, wonach Russlands Präsident Wladimir Putin 2008 Polen angeboten hätte, die Ukraine unter beiden Ländern aufzuteilen. Das behauptete damals der ehemalige polnische Außenminister Radoslaw Sikorski. Der Vorschlag erinnert frappant an die Aufteilung Polens zwischen Hitler-Deutschland und Stalins Sowjetunion 1939.
Ukraine für Putin ein künstliches Gebilde – bis heute
Putin habe 2008 erklärt, die Ukraine sei ein künstlicher Staat, und die Stadt Lemberg gehöre zu Polen. Eine Betrachtung, die bis heute hält. So hat Putin Ende Februar in einer Fernsehansprache erklärt, warum es die Ukraine eigentlich nicht geben dürfte, warum sie in den vergangenen 30 Jahren nicht zu einem echten Staat geworden sei und warum ihre reine Existenz eine Bedrohung für Russland sei.
Doch damals, so Sikorski, habe Polen schnell klargemacht, dass es nichts mit der Sache zu tun haben wolle. Damals war Polen stark auch auf die Zuwendungen der EU angewiesen, um das Land nach dem Kommunismus wieder aufzubauen. Und in Warschau wusste man ob der Aversion in Brüssel und in den westlichen Staatskanzleien gegen gewaltsame Grenzänderungen.
Gebietsgewinne für Polen und Russland
Im staatlichen Fernsehen, in einer Sendung der Telewizja Polska S.A., wurde damals eine Karte gezeigt, wo sich Russland in etwa die Gegenden der Ukraine, die es im jetzigen Krieg bis dato erobert und die mehrheitlich von Russen bewohnt werden, und Polen die gesamte Westukraine einverleibt. Als Ukraine blieb demnach nur ein kleiner Staat rund um Kiew bestehen.
Jetzt, fast 15 Jahre später, erscheint dieses damalige “Angebot” unter neuen Gesichtspunkten. Nun ist Krieg, und im Krieg sind die Dinge im Fluss, manchmal sogar sehr schnell.
Historische Korrektur
Und das ist aus polnischer Sicht nicht abwegig, waren diese Gebiete ja tatsächlich lange polnisch. Erst im Zuge des Zweiten Weltkriegs wurden sie ukrainisch. Damals, als Deutschland besiegt und erobert worden war, beschlossen die Siegermächte die sogenannte Westverschiebung Polens: Was Polen im Osten verlor, wurde ihm im Westen auf Kosten Deutschlands quasi wiedergut gemacht. Verloren haben damals nur Deutschland und die Deutschen.
Der Vorschlag der Regierung in Warschau vor drei Tagen, eine internationale Friedenstruppe in die Ukraine zu entsenden, gewinnt angesichts dieser historischen Besitzansprüche jedenfalls einen ganz anderen Beigeschmack.

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