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Lorenzo Fioramonti

Italiens neuer Bildungsminister Fioramonti vollzieht den Linksruck in den Schulen.

10. November 2019 / 07:59 Uhr

Soros-Jünger als Bildungsminister: „Neue Erzählung schaffen“ – Wie in Österreich

Ob es nun die frühere rote Bildungsministerin Sonja Hammerschied, Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer oder die Oberösterreichischen Nachrichten (OÖN) sind, in den letzten Wochen und Monaten taucht in den Medien immer wieder der Begriff „Erzählung“ auf. Hammerschmied will eine „neue sozialdemokratische Erzählung“, Mahrer schwadroniert von Klima- und Umweltprodukten als „Teil der Erzählung“ und die OÖN verlagten am Freitag „nicht nur eine neue Regierung, sondern eine neue Politik“, weil das „Land eine neue Erzählung“ brauche.

Doch nicht nur in Österreich soll „neu erzählt“ werden.

„Neue Erzählungen“ auch in Italien

Seit Anfang September regiert südlich der Alpen der parteilose Ministerpräsident Giuseppe Conte nicht mehr mit einer Mehrheit aus Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) und Lega, sondern einer neuen Mehrheit aus M5S, Linksdemokraten und radikaler Linken.

Der Linksruck, den Italien infolge der Regierungsumbildung erlebte, geht tief. Während Brüssel zufrieden applaudiert, brachten sich in den Ministerien auch linke Weltverbesserer in Stellung. Zu ihnen gehört der neue Bildungsminister Lorenzo Fioramonti.

Beste Vernetzungen zum politischen Establishment

Der Minister wird häufig als Wirtschaftswissenschaftler und Wirtschaftsexperte bezeichnet. Tatsächlich hat Fioramonti nicht Wirtschaft studiert, sondern im Diplomstudium Philosophie und im Doktoratsstudium Politikwissenschaften. In Pretoria in Südafrika war er ordentlicher Professor und lehrte Wirtschaftspolitik – aber am Institut für Politikwissenschaften der Geisteswissenschaftlichen Fakultät. Seine Artikel über eine Wirtschaftspolitik „für eine bessere Welt“ erschienen in der Financial Times, der New York Times, der Havard Business Review, aber auch in Medien in ganz Deutschland, so in der Wochenzeitung Das Parlament der „Bundeszentrale für politische Bildung“ und in Die Presse. Fioramontis wirtschaftspolitischen Ziele kamen dabei klar hervor: Deindustrialisierung und „Wachstumsrücknahme“.

Die Vernetzung Fioramontis zum politischen Establishment zeigt sich an hochdotierten Aufträgen aus den politischen Machtzentren: 50.000 Euro vom italienischen Außenministerium für eine „internationale Erhebung der öffentlichen Meinung und die Meinung der politischen Eliten in der EU“, 450.000 Euro von der EU für zwei Forschungsprojekte über „multilaterale und interregionale Beziehungen und die Außenpolitik der EU“.

Politische Wurzeln bei den Kommunisten

Seine politischen Erfahrungen sammelte Fioramonti Ende der 1990er Jahre in der linksliberalen Gruppierung „Italia dei Valori“. Anschließend stand er der früher kommunistischen, heute sozialistischen Gewerkschaft CGIL nahe. Anfang 2018 tauchte er wie aus dem Nichts als Parlamentskandidat für den M5S auf und errang auf Anhieb ein Mandat. Mit dem fliegenden Koalitionswechsel der Partei im Sommer stieg er schließlich Anfang September zum Minister für Unterricht, Universitäten und Forschung auf.

Am 5. November kündigte Minister Fioramonti an, dass ab dem kommenden Schuljahr Italiens Schüler 33 Pflichtstunden in Sachen „Klimawandel und nachhaltige Entwicklung“ zu absolvieren hätten. Zusätzlich sollen Fächer wie Geographie, Mathematik und Physik umgebaut werden, damit sie aus einer „neuen Perspektive“ mit „der nachhaltigen Entwicklung verknüpft werden“. Die Schüler sollen nach dem Rechenmodell vom „ökologischen Fußabdruck“ von Mathis Wackernagel und William Rees und den Thesen von der „glücklichen Wachstumsrücknahme“ von Serge Latouche unterrichtet werden.

„Dafür existieren wir“

Doch Fioramonti beschränkt sich nicht auf das Unterrichtswesen. Er fordert auch die Einführung einer Klimasteuer auf Flugtickets, Plastik, zuckerhaltige Getränke und Nahrungsmittel und die Erdölindustrie. Gegenüber Reuters brachte er seine Überzeugungen wie folgt auf den Punkt:

Ich will das Italien vertreten, das sich all dem widersetzt, was Salvini vertritt.

Und weiter:

Wir müssen eine neue Erzählung schaffen und dürfen keine Angst haben, etwas zu sagen, was Salvini vielleicht nicht gefallen könnte, denn dafür existieren wir.

Auch bei Fioramonti taucht der bislang unbenutzte und in Italien ungebräuchliche Begriff der „neuen Erzählung“ auf.

„Neue Erzählung“ – Woher kommt sie?

Im Zusammenhang mit der „neuen Erzählung“, die er schaffen will, sei auf zwei Stationen aus Fioramontis Leben verwiesen. 2013 machte er einen Zwischenstopp bei der „Rockefeller Foundation“ und er ist Mitglied im „European Council on Foreign Relations“ (ECFR), der international tätigen Denkfabrik von George Soros.

Der ECFR verfügt über Büros in sieben europäischen Hauptstädten, wo 60 hauptberufliche Mitarbeiter sowie assoziierte Wissenschaftler aus 28 Staaten für die Ziele von Soros arbeiten. Prominentestes Mitglied aus Österreich ist Sebastian Kurz von der ÖVP. Er gehörte der Soros-Denkfabrik bereits lange vor seiner politischen Karriere an. Auch als Bundeskanzler fühlte er sich nie bemüssigt, sich zu seiner Mitgliedschaft zu äußern. Neben Kurz sind aus Österreich auch Ulrike Lunacek, einstige EU-Abgeordnete und Spitzenkandidatin der Grünen, und Hannes Swoboda von der SPÖ ECFR-Mitglieder. All diese Kreise wollen seit kurzem europaweit eine „neue Erzählung“ schaffen – ein Begriff, der bislang in unseren Breiten unüblich war. Das lässt auf eine Übersetzung aus einer anderen Sprache und eine gemeinsame Quelle schließen.

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