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Selbst beim Radetzky-Marsch beim Neujahrkonzert der Wiener Philharmoniker wurden die Vergangenheitsbewältiger fündig.

31. Dezember 2019 / 10:00 Uhr

Radetzky-Marsch für Neujahrskonzert 2020 fällt “Nazi-Wahn” zum Opfer

Seit 1946 bildet der von Johann Strauss Vater komponierte Radetzky-Marsch den Schluss- und Höhepunkt des Neujahrskonzertes der Wiener Philharmoniker. Zu den Rhythmen des seit damals in einer Bearbeitung des österreichischen Komponisten Leopold Weninger arrangierten Marsches, klatschte das Publikum stets begeistert mit.

Nazis setzen Radetzky-Marsch für “Propaganda” ein

Das soll jetzt anders werden. Denn diese Version des Marsches fiel heuer erstmals der Entnazifizierung zum Opfer. Warum dem so ist, erklärte Oliver Rathkolb, Historiker an der Universität Wien im Deutschlandfunk:

Die Nationalsozialisten haben hemmungslos alles, was gut und teuer war an Unterhaltungsmusik, Klassikmusik, solange es nicht von Juden oder Jüdinnen komponiert war, für die Musikpropaganda eingesetzt. So auch den Radetzky-Marsch.

Und da ist selbstredend Aufarbeitung angesagt. Rathkolbs Forschungstruppe machte sich ans Werk und wurde tatsächlich fündig. Dem 1849 verstorbenen Johann Strauss Vater wird man wohl keine Nähe zum Nationalsozialismus vorwerfen können, darunter hat höchstens der ebenfalls im 19. Jahrhundert lebende Richard Wagner (1813-1883) posthum zu leiden, da es seine Werke dem “Führer” bekanntlich besonders angetan haben. Doch die gründlichen Vergangenheitsbewältiger fanden heraus, dass der 1940 verstorbene Arrangeur des Marsches ein „glühender NS-Propaganda-Komponist“ gewesen sei, so Rathkolb.

Neue Bearbeitung des Neujahrskonzertes

Deshalb werden am 1. Januar 2020 die Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Andris Nelsons eine neue Bearbeitung des Marsches spielen. Und Rathkolb weiter zum Deutschlandfunk:

Es ist eine sehr kluge Entscheidung und zeigt auch, dass die Wiener Philharmoniker sich in ihrem globalen musikalischen Alltag auch kritisch mit der NS-Zeit auseinandersetzen. Auch wenn diese Bearbeitung wesentlich älter ist als der Nationalsozialismus.

Und das ist die Bearbeitung in der Tat. Denn Weninger habe das Arrangement des Marsches bereits 1914 vorgenommen. Und da war bekanntlich der Kaiser noch am Ruder. Aber vielleicht war der auch ein Nazi – aus heutiger Sicht leicht möglich.

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