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9.000 Menschen starben bei der Versenkung der “Wilhelm Gustloff” am 30. Jänner 1945 durch ein russisches U-Boot – sechsmal so viele wie beim Untergang der Titanic.

31. Jänner 2020 / 15:17 Uhr

Auschwitz-Befreiung: Ungleichgewicht beim Totengedenken

Angesichts der Gedenkfeiern zum 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz in Polen stellt sich die Frage, warum andere außergewöhnliche Gräueltaten in diesem Krieg nicht ebenso beachtet werden – etwa die am 30. Jänner 1945 (also gestern vor 75 Jahren) erfolgte Versenkung des deutschen Passagierschiffes “Wilhelm Gustloff” in der Ostsee mit mehr als 10.000 Menschen an Bord, vorwiegend Verwundete und Flüchtlinge, von denen nur 1.239 gerettet werden konnten.

Kommentar von Unzensurix

Die feige Torpedierung des ehemaligen “Kraft durch Freude”-Urlaubsdampfers durch das sowjetische U-Boot S-13 gilt als die mit Abstand größte Schiffskatastrophe der Seefahrtsgeschichte mit rund 9.000 Toten, das sind sechsmal so viele wie beim Untergang der Titanic. In den gestrigen Medienberichten fand sich nur wenig darüber – die staatliche Wiener Zeitung etwa brachte in ihrer Donnerstag-Ausgabe auf der letzten Seite im Kalendarium gerade einmal siebeneinhalb Zeilen dazu und reduzierte die Toten auf 5.300.

Und die Gustloff blieb kein Einzelfall: Es folgten nur wenig später die Goya, die Cap Arcona und die Steuben mit insgesamt nochmals rund 10.000 Toten, hauptsächlich deutsche Flüchtlinge, Frauen und Kinder. Die verantwortlichen sowjetischen U-Boot-Kommandanten wurden dafür mit hohen Orden ausgezeichnet.

Millionen Deutsche brutal vertrieben

Warum gibt es keine Gedenkfeiern für die rund 14 Millionen vertriebenen Deutschen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten im heutigen Polen, im bis heute teilweise russisch besetzten Ostpreußen oder der Tschechei? Von denen Hunderttausende auf ihrer Flucht erfroren, ertranken, verhungerten oder von russischen Panzern zermalmt wurden. Die sogenannten Beneš-Dekrete, nach denen Deutsche straflos enteignet und vertrieben werden können, gelten im EU-Land Tschechien bis heute.

Millionen Afrikaner über Jahrhunderte versklavt

Ein Stiefkind in der Totengedenk-Kultur sind nicht zuletzt die fast zwölf Millionen Afrikaner, die zwischen dem 16. und 19. Jahrhundert als Sklaven von Afrika vor allem nach Amerika verkauft wurden und oft unter ähnlichen Umständen ihr Dasein fristen mussten wie die späteren Insassen der Konzentrationslager. Besonders gerne wird dabei ausgeblendet, dass England bzw. später Großbritannien die weltweit größte Flotte von Sklavenschiffen besaß, sich aber auch andere christliche Länder wie Frankreich, Spanien, Portugal und die Niederlande daran beteiligten und gut am Sklavenhandel verdient haben.

Hälfte der Kongo-Bevölkerung ausgerottet

Als besonders grausam erwiesen sich die Belgier im Kongo, die bei der systematischen Ausplünderung ihrer Kolonie bis ins 20. Jahrhundert hinein eine extrem brutale Art der Versklavung pflegten, die etwa im Abhacken der Hände gipfelte, wenn nicht fleißig genug gearbeitet wurde. Man schätzt, dass das Schreckensregime der Belgier in nur wenigen Jahrzehnten die Hälfte der damaligen Kongo-Bevölkerung von 25 Millionen Menschen das Leben kostete. König Leopold II. (1835 bis 1909), der den Kongo als persönlichen Besitz sah und sich immens bereicherte, musste sich nie dafür verantworten. In den belgischen Geschichtsbüchern wird er bis heute als großer Modernisierer und Befreier dargestellt.

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