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Die Grün-Politikerin Claudia Roth kritisiert: “Wie oft hat man immer wieder infrage gestellt, ob die Türkei überhaupt zu Europa gehört und ob es den Doppelpass geben soll?”

18. April 2017 / 19:35 Uhr

Zwei Drittel für Erdogan: Für die Grünen sind (wie immer) die Deutschen Schuld

Eine sonderbare Argumentation haben deutsche Grünpolitiker dafür, dass der Zuspruch für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan beim Verfassungsreferendum vor allem bei in Deutschland lebenden Türken so hoch war. Schuld seien die Deutschen.

Türkischer Nachnahme „eine Hürde“

„Tatsächlich sind ja im Umgang mit unseren türkeistämmigen Mitbürgern in den vergangenen Jahrzehnten Fehler gemacht worden, die Verletzungen hinterlassen haben. Ein türkischer Nachname ist auch heute noch eine Hürde beim Zugang zu Wohnung oder Ausbildungsplatz“, wirft Claudia Roth, Vizepräsidentin des Bundestags, den Deutschen in einem Interview mit der Welt ein Integrationsproblem vor.

Kritik am christlichen Abendland

Man müsse gegenüber den Türken mehr Offenheit zeigen:

Wie oft hat man unser Land als Teil des christlichen Abendlandes dargestellt und damit auch gesagt, dass Muslime nicht dazugehören. Wie oft hat man immer wieder infrage gestellt, ob die Türkei überhaupt zu Europa gehört und ob es den Doppelpass geben soll. Das mussten viele Menschen als ausgrenzend empfinden. Und dann kommt Erdogan und sagt ihnen: Ich gebe euch euren Stolz zurück. Das fällt dann auf fruchtbaren Boden.

Roth zeigt außerdem dafür Verständnis, wenn Türken nicht Deutsch sprechen. Das sei „nachvollziehbar“, weil man den Menschen über Jahre vermittle, dass sie irgendwann ohnehin wieder in die Türkei zurückgehen müssten.

Attacke gegen AfD

Roth benutzt den Wahlausgang zum Türkeireferendum auch, um gegen die Alternative für Deutschland (AfD) mobil zu machen:

Eine knappe halbe Million Menschen hier in Deutschland hat einem Präsidialsystem zugestimmt, das mit unserer Rechtsstaatlichkeit und Demokratie wenig zu tun hat. Das gilt aber auch für alle, die der AfD ihre Stimme geben. Denn die AfD hat mit Demokratie genauso wenig zu tun.

Nachholbedarf für AfD-Anhänger

Auch so manchem AfD-Anhänger müsse der Wert einer freiheitlichen Gesellschaft noch viel stärker klar gemacht werden, mein Roth:

Dazu gehört auch, den Wert unabhängiger Medien zu verdeutlichen. In der Türkei sitzen 150 kritische Journalisten hinter Gittern – und bei uns gibt es die AfD, die die freie Presse als .Lügenpresse‘ diffamiert. Es gibt also insgesamt Nachholbedarf, für den Rechtsstaat in seiner ganzen Kraft und Ausstrahlung zu werben.

Özdemir: Wie gewinnen wir Deutsch-Türken wieder?

Auch der Parteivorsitzende der Grünen, Cem Özdemir, sieht nach dem Referendum primär die Deutschen in der Pflicht.  Deutschland müsse sich nun (wieder) überlegen, wie man die "Herzen und den Geist" der Deutsch-Türken wiedergewinnen könne, schrieb er via Twitter.

Zudem sieht er in der erneut losgetretenen Debatte rund um Doppelstaatsbürgerschaften einen Grund, weshalb viele Deutsch-Türken für Erdogans Pläne votiert hätten. Gerade die CSU sei ein "Förderverein für Erdogan", da sie etwa das Geburtsrecht infragestelle und damit die Türken zu Erdogan getrieben habe, so die Erklärungsversuche des Grün-Politikers.

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