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16. November 2010 / 23:22 Uhr

Buchtipp: Weltkrieg der Währungen

Buchtipp: Euro kämpft um Dollar-Nachfolge

Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges etablierte sich der US-Dollar als unangefochtene Leitwährung der Weltwirtschaft. Er trat die Nachfolge des Pfund Sterling an. Die Währung des britischen Königreiches wurde durch einen im Verlauf des Krieges angehäuften Schuldenberg immer weiter ausgehöhlt und versank schließlich in weitgehender Bedeutungslosigkeit.

In seinem Buch "Weltkreg der Währungen: Wie Euro, Gold und Yuan um das Erbe des Dollar kämpfen – und was das für unser Geld bedeutet" bemerkt Daniel Eckert, dass sich Parallelen zur gegenwärtigen Situation der Vereinigten Staaten aufdrängen. Die einzige verbliebene Weltmacht verzeichnet seit Jahren ein Leistungsbilanzdefizit bisher ungeahnter Größenordnung. Staatsverschuldung und die Verschuldung privater Haushalte haben ein Rekordniveau erreicht und steigen weiter an. Gleichzeitig gehen hunderttausende Arbeitsplätze in der Industrie an das südliche Nachbarland Mexiko und an den neuen Rivalen China verloren. Doch was kommt nach dem Dollar?

Weltkrieg der Währungen Die Bedeutung des chinesischen Renminbi (zu Deutsch Volkswährung) wird parallel zum ökonomischen Erfolg der kommunistischen Marktwirtschaft zunehmen. Schon in 20 Jahren könnte das Reich der Mitte die Vereinigten Staaten als größte Wirtschaftsmacht der Welt abgelöst haben. Damit wären die Tage des Dollar als Leitwährung gezählt. Die Rolle des Euro ist schwer einzuschätzen. Er ist seiner Konzeption nach weniger ein Tauschmittel, als ein Pfeiler der europäischen Integration – ein Mittel der Politik. Altbundekanzler Helmut Kohl bezeichnete ihn – wenn auch etwas pathetisch – gar „als Frage von Krieg und Frieden“. Tatsächlich war die Abschaffung der harten D-Mark ein Obolus, mit dem sich die Bundesrepublik die Zustimmung Frankreichs zur deutschen Wiedervereinigung erkaufen musste. Zu groß war die Angst des früheren „Erbfeindes“ vor dem wirtschaftlichen Gewicht des neuen europäischen Riesen.

Euro: Zukunft als Hart- oder Weichwährung?

Euro kämpft um Dollar-NachfolgeDie Währungsunion ist kein einheitlicher Wirtschaftsraum, im Gegenteil: Sie umfasst sehr unterschiedlich gestaltete Ökonomien, mit folglich ebenso unterschiedlichen und oft entgegengesetzten makroökonomischen Interessen. Für Eckert ergeben sich auf  dieser Grundlage zwei Möglichkeiten:

1.) Der Euro bleibt eine harte Währung. Restriktive Geldpolitik käme der Bundesrepublik sehr entgegen, wäre aber mittelfristig mit dauerhaften Transferzahlungen, einer Art „Stabilitätsabgabe“ und fortschreitender Kohäsionspolitik verbunden. Niedrige Zinszahlungen auf Staatsanleihen bieten zudem weniger wohlhabenden Mitgliedsländern den Anreiz, sich zu überschulden. Um nicht den Kurs der Gemeinschaftswährung zu gefährden, müssten finanziell stärkere Länder für notorische Defizitökonomien in die Bresche springen – sie befänden sich sozusagen in „Geiselhaft“. Griechenland und Irland, das ein Defizit von stolzen 32 Prozent des BIP vorzuweisen hat, würden zum dauerhaften „moralischen Risiko“ und blieben aller Wahrscheinlichkeit nach keine bedauerlichen Ausnahmen. Der frühere D-Mark-Block müsste sich niedrige Inflationsraten teuer erkaufen.

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2.) Dem Süden des Euroraumes käme eine weichere, im Fachjargon floatende, Währung entgegen. Mangelnde Wettbewerbsfähigkeit könnte durch Abwertung teilweise ausgeglichen werden. Als neue Reservewährung der Weltwirtschaft käme der Euro dann allerdings nicht mehr in Frage. Schließlich würde er eine der beiden wichtigsten Funktionen einer Währung zum großen Teil einbüßen: die Speicherung von Kaufkraft.

Gold und Silber als Fluchtwährungen

Doch was, wenn die Bevölkerung der immer gewagteren Finanzgebarung westlicher Industriestaaten nicht mehr länger zusehen will? Für diesen Fall vermutet Eckert eine erneute Flucht in Edelmetalle. Schließlich lassen sich Gold- und Silberbestände im Gegensatz zu Papierwährungen nicht durch Anwerfen der Druckerpresse nach Belieben vermehren und entwerten. Regierungen wären nolens volens zu nachhaltiger Budgetpolitik gezwungen. Doch das Aus von Papierwährungen würde  auch das Aus für den Sozialstaates in seiner momentanen Form bedeuten. Er wäre schlicht nicht mehr finanzierbar. Die Regierung hätte keine Möglichkeit mehr, Geld aus dem Hut zu zaubern und so Budgetlöcher mittels dieser versteckten Steuer scheinbar zu stopfen. Die demographische Entwicklung und die Abwanderung bedeutender Teile des industriellen Sektors könnten nicht mehr durch eine Flut druckfrischer Greenbacks oder bunter Euronoten ausgeglichen werden.

Die Zukunft wird zeigen, wohin die Reise geht. Eines scheint jedoch sicher: Wenn Europa seinen derzeitigen Kurs beibehält, wird es seine Rolle als bedeutender Faktor der Weltpolitik verlieren und in der Bedeutungslosigkeit versinken. 

Foto: low500 / pixelio.de

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