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6. September 2010 / 17:26 Uhr

Konflikt um katholische Kapelle als Brennpunkt des Kulturkampfs

Der Kampf um den Erhalt der katholischen Kapelle im Geriatriezentrum Baumgarten (Wien XIV.) ist gleichsam der momentane Brennpunkt des schon länger gegen die Kirche und die Präsenz der christlichen Zivilisation geführten Kulturkampfes.

Gastkommentar von Wolfram Schrems, Theologe und Philosoph in Wien

Pater Ivan in der Kapelle im Geriartriezentrum BaumgartenAm Freitag, 3.9.2010, um etwa 21 Uhr wurde das Schloß zur Kapelle ausgetauscht und der seit 55 Jahren als Seelsorger im Haus wirkende Kirchenrektor Pater Ivan Tomazic (91, Bild) ausgesperrt. Pater Tomazic stammt aus Slowenien und wird sich durch diese Vorgangsweise wohl an Ereignisse im Jugoslawien der Tito-Diktatur erinnert gefühlt haben.

Einige Aktivistinnen und Aktivisten der Bürgerinitiative zur Erhaltung der Kapelle stellten sich vor die Kapelle, um eine Schändung der sakralen Gegenstände zu verhindern. Nach einem massiven Polizeieinsatz, einschließlich WEGA mit Hundeführer, der aber nicht zu körperlicher Gewalt sondern zu Verhandlungen zwischen Polizeijuristen und der anwesenden Rechtsanwältin der Bürgerinitiative führte, zogen die Aktivisten ab. Es war etwa 1 Uhr nachts. Hier stellt sich die Frage, in welchem Land wir bereits leben, dass eine seit etwa 100 Jahren bestehende Kapelle gleichsam bei Nacht und Nebel abgerissen werden soll.

Kein Zutritt für Krone-Reporter

Am Samstag, 4.9., wurde der Zutritt in den Bereich des Geriatriezentrums erschwert und dem Photographen der Kronen Zeitung überhaupt verwehrt. Der Redakteur konnte – gegen den Widerstand eines privaten Wachmanns – mit seiner eigenen Kamera einige Photos machen.

Am Sonntag, 5.9., wurde die Kapelle zur Feier der heiligen Messe nicht freigegeben. Die Teilnehmer mussten in Kirchen der Umgebung ausweichen. Man beachte: Das findet in einem Pflegeheim für alte Menschen statt! Die Aktivisten der Bürgeriniative wurden vorgewarnt, dass für den Montag, 6.9., Morgendämmerung, der Abbruchbagger bestellt sein dürfte. Anwesende Aktivisten berichteten am Montag um etwa 7.30 Uhr allerdings nur von einer Entfernung von Teilen der Kapelleneinrichtung. In der Mittagszeit wird offenbar ersichtlich, dass Tabernakel und Altar nicht entfernt worden sind.

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Zwischenzeitlich hatten sich die Verantwortlichen der Leitung der Erzdiözese entschlossen, gegen die Räumung der Kapelle rechtlich vorzugehen. Es scheint, als würde dem Werk der Zerstörung Einhalt geboten.

Kulturkampf unter dem Deckmantel von Modernisierung und Fortschritt

Der gegen die katholische Kirche und die christliche Zivilisation geführte Kulturkampf tarnt sich häufig mit den Etiketten "Sachzwänge", "Modernisierung", "Fortschritt", "Notwendigkeit des Dialogs", "interreligiöse Zusammenarbeit" und dergleichen mehr. Faktum ist, dass man seitens des Krankenanstaltenverbundes unter hohem Zeitdruck und im Verborgenen eine Kapelle ersatzlos wegreißen und durch einen interreligiösen Raum (in der Zukunft) ersetzen wollte.

Das kann nicht hingenommen werden. Für Katholiken, die in einem Pflegeheim leben, ist die Präsenz des Altarsakramentes und des Priesters gleichsam lebensnotwendig. Sie wollen ihren letzten Lebensabschnitt in der Ausrichtung auf Jesus Christus und mit dem Trost der Kirche beenden können. Auch für diejenigen, die nicht den Glauben der Kirche teilen, ist die Anwesenheit einer Kapelle ein gewisser Trost. Für alle, ob Heimbewohner oder nicht, Katholiken oder nicht, ist die Kapelle Symbol einer Kultur, der wir praktisch alles an zivilisatorischen Errungenschaften verdanken und die nicht ohne großen Schaden für das Gemeinwohl durch einen interreligiösen Raum ersetzt werden kann.

Vorstufe der Ghettoisierung der Christen

Ein interreligiöser Andachtsraum verstößt übrigens gegen die Religionsfreiheit der Katholiken. Er ist nach Maßgabe des ersten Gebotes nicht akzeptabel. Zu welchem Gott sollte dort auch gebetet werden? Er verstößt auch gegen die staatlich und zwischenstaatlich garantierte freie Religionsausübung.

Freilich ist ein interreligiöser Andachtsraum nur die Vorstufe der Ghettoisierung der Christen unter stärker werdenden islamischen Vorzeichen. Christen und alle Menschen guten Willens können das nicht hinnehmen.

Diese Vorgänge um den beabsichtigen Abriss der Kapelle offenbaren die Brutalität einiger Verantwortlicher der Stadt Wien in religiösen Fragen. Sie zeigen auch eine gewisse Führungsschwäche der Erzdiözese Wien, die nicht immer mit einer Stimme spricht und Entscheidungen oft lange hinauszögert. Sie offenbaren zudem eine faule Kompromissbereitschaft, die sich auf plötzliche und nicht sehr glaubwürdige Versprechungen des Krankenanstaltenverbunds beruft, wonach in drei Jahren doch wieder eine Kapelle errichtet werden soll. (laut Kronen Zeitung vom 6.9.). Bis dahin sind die Karten längst wieder neu gemischt. Nein, ist die Kapelle einmal weg, sieht alles ganz anders aus.

Entchristlichung geht einher mit Islamisierung

Diese Vorgänge zeigen uns daher, dass Präzedenzfälle geschaffen werden sollen, die einer Entchristlichung und – betrachtet man die Politik der SPÖ – einer Islamisierung Vorschub leisten soll. Letzteres wurde auch von maßgeblicher Seite praktisch offen zugegeben.

Die wahlwerbenden Parteien müssen sich zur Frage der Kapelle in Baumgarten deklarieren. Vieles hängt daran, mehr als man zunächst glaubt.

Foto: Gloria.-TV

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