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14. Juni 2014 / 19:45 Uhr

Krankenkasse ermöglicht Deserteursdenkmal in Salzburg

Es war der 2. Juli 1944, als Soldaten die kleine Ortschaft Goldegg im Salzburger Pongau stürmten und nach Deserteuren suchten. Am nahegelegenen Böndlsee, außerhalb der Ortschaft fanden sie auch welche und dem ganzen Dorf Goldegg drohten daraufhin schwerwiegende Konsequenzen. Die Tochter eines Deserteurs fordert heute jedoch eine Gedenktafel mitten im Ortskern. Die unterschiedlichen Meinungen darüber spalten die Gemeinde aber schon seit langem.

Verweigerer gefährdeten andere

Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1944, als die Lage für viele Alpendörfer und ihre Bewohner ohnehin schon schrecklich genug war, marschierten auch noch Wehrmachtssoldaten in das kleine Dorf ein. Dort hielten sich nämlich einige Deserteure, unter ihrem Anführer Karl Rupitsch, versteckt. Während heute viele Dorfbewohner der Meinung sind, dass sie damit auch die restliche Bevölkerung gefährdet haben, will die Tochter des verstorbenen Deserteurs-Anführer, Brigitte Höfert, eine Gedenktafel anbringen lassen. Idealerweile mitten im Hof des Schlosses Goldegg, welches im Eigentum der Gemeinde steht. Die Verwantwortlichen in der Gemeinde weigern sich jedoch, dies zu tun.

Auch in der Bevölkerung findet die Aktivistin nicht überall Zustimmung. “Die wollten ihr eigenes Leben retten und haben das Leben von anderen auch noch auf’s Spiel gesetzt”, hört man über die Deserteure etwa bei einer eigens einberufenen Bürgerversammlung. Die Initiatorin selber nahm an der Gesprächsrunde allerdings gar nicht teil. “Was uns bewegt, ist eigentlich die Tatsache, dass sie durch ihr provokantes Auftreten so viel Leuten Leid zugefügt haben und in Kauf genommen haben, dass ein ganzer Ort, die ganze Bevölkerung deportiert hätte werden sollen”, schildert etwa eine andere Goldeggerin gegenüber dem ORF.

Gedenktafel nun bei der Gebietskrankenkasse

Weil sich die Bürgerversammlung in Goldegg nicht einigen konnte und viele Anwohner sehr unterschiedlicher Meinung sind, wurde die von Höfert in Auftrag gegebene Gedenktafel weder in der Ortsmitte noch am nahegelegenen Böndlsee angebracht. Stattdessen wird das Deserteur-Denkmal nun am Privatgelände der Salzburger Gebietskrankenkasse, an einem Spazierweg des Erholungsheims angebracht.

“Wir stellen gern unseren Grund für die Gedenktafel zur Verfügung – solange es keinen geeigneteren Platz gibt. Die Sozialversicherung ist nach 1945 bewusst aufgebaut worden, um dem Entstehen totalitärer Regime durch eine breite soziale Absicherung entgegenzuwirken. Wir finden es deshalb wichtig, sich an diejenigen zu erinnern, die sich gegen das totalitäre NS-Regime aufgelehnt haben und diesem zum Opfer fielen”, begründet der SGKK-Obmann Andreas Huss die Entscheidung. Ob diese politische Parteinahme nun im Sinne der Mitglieder der Salzburger GKK ist, darf bezweifelt werden.

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