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Seit ca. 450 Jahren zeigt die Neptunstatue in Bologna ihre Geschlechtsteile. Für Facebook und den Islam sind solche Darstellungen gleichermaßen ein Grund zur Löschung.

4. Jänner 2017 / 10:00 Uhr

Facebook und Islam gegen nackte Statuen – SPÖ-Justizsprecher beschwert sich aber nur über Facebook

Seit nahezu zwanzig Jahren fungiert Johannes Jarolim als Justizsprecher der SPÖ und ist daher stets von einer brillanten Aufmerksamkeit, wenn es um allerlei Ungerechtigkeiten geht, wie etwa eine „mittelalterlich-erzreaktionäre Wertehaltung“, die das Social-Media-Unternehmen Facebook an den Tag gelegt hatte.

Kommentar von Unzensurix

Was war also geschehen, dass Jarolim sich bemüßigt gefühlt hatte, Österreich und die EU per APA aufzufordern, das soziale Netzwerk Facebook in Grenzen zu weisen?

Die italienische Schriftstellerin Elisa Barbari stellte ein Foto des Wahrzeichen Bolognas, den splitternackten Neptun des bekannten Neptunbrunnens, auf ihre Website. Dieser zeigt dort seit Mitte des 16. Jahrhunderts ungeniert seine Geschlechtsteile.

Für Facebook freilich war eine derartige Freizügigkeit zu anstößig, weswegen das Bild als „sexuell explizit“ gelöscht worden ist.  

"Mittelalterlich-reaktionäre" Vorgaben des Unternehmens

Diese Löschung nahm Johannes Jarolim zum Anlass, darauf hinzuweisen, man müsse Facebook klarmachen, dass bei einem solchen Bild die europäische Wertehaltung zu gelten habe, aber nicht die „mittelalterlich-reaktionären“ Vorgaben des US-Unternehmens. Denn dieses entferne zwar ununterbrochen Nacktfotos aus dem Netzwerk, unternehme aber nichts gegen die Veröffentlichung von Gewaltszenen bzw. für die rasche Löschung von Gewaltvideos.

Jarolim bezieht sich hierbei auf ein Gewaltvideo, wo sich ein Mädchen von verschiedenen Jugendlichen, darunter ein tschetschenischer „Flüchtling“, so lange abwatschen ließ, bis es einen Kieferbruch erlitten hatte. Dieses millionenfach angeklickte Video war tatsächlich ziemlich lange über Facebook abrufbar, leistete letzlich aber auch einen wertvollen Beitrag zur Ausforschung der Täter.

Daher fordert Jarolim nun diverse Rahmenbedingungen für Facebook, wie dass man es dem österreichischen Mediengesetz unterwerfen solle oder sogar europäische Initiativen, damit die europäische Wertegemeinschaft „sich nicht diese mittelalterliche, erzreaktionäre Wertehaltung drüberstülpen lässt“, wie eben die Löschung eines Bildes einer nackten Statue aus der Renaissance.

Statuen verhüllt, um Mohammedaner nicht zu brüskieren

Apropos nackte Statuen. Vor etwa einem Jahr besuchte Hassan Rohani, seines Zeichens schiitischer Mudschtahid (Rechtsgelehrter) und derzeitiger Staatspräsident der Islamischen Republik Iran die Ewige Stadt Rom. Da es allerdings einem tiefgläubigen Mohammedaner nicht zumutbar schien, mit der in der römisch-antiken wie auch christlich-europäischen Kunst offen dargestellten Nacktheit konfrontiert zu werden, ging man in Rom daran, nackte Statuen in den Museen des berühmten Kapitols in Rom zu verhüllen, wo Rohani auf Italiens damaligen Ministerpräsident Matteo Renzi traf.

Kunstwerke bekamen Hijab verpasst

Dass es sich bei dieser Verhüllungs-Aktion von Kunstwerken um einen Unterwerfungsakt unter die „mittelalterlich-erzreaktionäre Wertehaltung“ des Islams gehandelt hatte, wurde von nicht wenigen Menschen in Europa erkannt. Man sprach sogar darüber, dass nun schon Kunstwerke den Hijab, den islamischen Schleier, verpasst bekämen und man sich dadurch einer Denkweise unterwerfe, die nichts mit einer europäischen Wertegemeinschaft zu tun hätte.

Löschung der Ästhetik von Kunstwerken

Komischerweise war der stets aufmerksame Gerechtigkeitskämpfer Jarolim damals nicht unter den scharfen Kritikern dieser Verhüllungs-Aktion, wo man die Ästhetik klassischer Statuen mittels Fetzenverhüllung gleichsam löschte, damit ein mohammedanisches Auge nicht beleidigt wird. Jedenfalls ist keine diesbezügliche Stellungnahme des SPÖ-Justizsprechers bekannt.

Gewaltvideos in Facebook und Gewaltaufrufe im Koran

Möglicherweise kann es damit zusammenhängen, dass man, wenn es um den Islam geht, plötzlich auf die „europäischen Wertehaltungen“ vergisst, damit man ja nicht seine mohammedanischen Wähler vergrault, auf die die SPÖ in immer größerem Maße angewiesen scheint. Denn wenn man die Gewaltvideos auf Facebook zu Recht verurteilt, sollte man sich als Justizsprecher eigentlich ebenso mit den Gewaltaufrufen im Koran beschäftigen. Die Betonung liegt bei Jarolim leider wohl auf „sollte“.

 

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