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Marlene Svazek

In einem Wiener Wirtshaus traf unzensuriert die bodenständige Salzburger Obfrau der Freiheitlichen, Marlene Svazek, zu einem Interview.

15. Juli 2022 / 09:16 Uhr

Marlene Svazek: „So einen Aufschwung habe ich in der FPÖ zuletzt in der Hochphase 2017 erlebt“

Volle Unterstützung für Walter Rosenkranz als Kandidat für die Bundespräsidentenwahl, Lob für Parteichef Herbert Kickl, der die Glaubwürdigkeit in die FPÖ zurückgebracht habe, aber Kritik an Salzburgs ÖVP-Landeshauptmann Wilfried Haslauer, der sich mit seinesgleichen umgeben und daher die Lebensrealität nicht verstehen würde – diese Aussagen machte die Landesobfrau der FPÖ-Salzburg, Marlene Svazek, die unzensuriert in einem Wiener Wirtshaus zum Interview getroffen hat.
“Rosenkranz kann überparteilich agieren”
Unzensuriert: Waren Sie auch im Pool möglicher FPÖ-Kandidaten für die Wahl des Bundespräsidenten?
Svazek: (Lacht). Diese Frage hat sich ausnahmsweise nicht gestellt, nachdem ich zu jung bin. Ich bin ja erst 30, Kandidatin kann man erst mit 35 sein. Da eine Gesetzesänderung anzuleiern, steht nicht dafür.
Unzensuriert: Was halten Sie von Walter Rosenkranz als Bundespräsidentschafts-Kandidaten?
Svazek: Ich kenne den Walter doch schon ein paar Jahre. Ich halte sehr viel von ihm, ich schätze ihn sehr, ich glaube, er ist eine sehr integre Persönlichkeit und er hat als Volksanwalt gezeigt, dass er überparteilich agieren kann und keinen Unterschied macht, wer welcher Partei angehört. Ihm ging es vorrangig immer um die Hilfe. Ich glaube, er wäre auch ein wunderbarer Bundespräsident.
“Feindbild des ORF zu sein, ist ein Vorteil”
Unzensuriert: Kaum ist die Kandidatur von Rosenkranz bekanntgeworden, hat ihn der Mainstream samt dem ORF gleich als chancenlos hingestellt – manche traten auch gleich eine Schmutzkübelkampagne los. Glauben Sie, dass Rosenkranz trotzdem reüssieren kann?
Svazek: Das alles kennen wir ja, auch schon von der seinerzeitigen Kandidatur Norbert Hofers. Da hat man ihm nicht einmal zugetraut, dass er im Ergebnis zweistellig wird. Wie es dann ausgegangen ist, wissen wir. Ich finde es absurd, dass der ORF seit Wochen schon versucht, den Namen des FPÖ-Kandidaten herauszufinden, dann ist er bekannt und der ORF hat nichts Besseres zu tun, als ihn anzugreifen und in ein Eck zu stellen. Walter Rosenkranz kennt das als gestandener Freiheitlicher, er ist ja auch nicht erst seit gestern dabei, und kann damit sehr gut umgehen. Es ist immer gut, wenn der ORF einen als Feindbild identifiziert, weil das kann nur ein Vorteil sein.
“Die Teuerung trifft alle Gesellschaftsschichten”
Unzensuriert: Welche politischen Themen sind derzeit in Salzburg aktuell?
Svazek: Momentan dominiert das Thema „Teuerung“ alles. Wir haben zusätzlich das Problem, dass Salzburg auch schon vorher ein teures Pflaster war, speziell was das Wohnen und die Immobilienpreise angeht. Diese Baustelle haben wir seit Jahrzehnten. Jetzt ist es umso dramatischer, weil sich neben den teuren Immobilien auch lebensnotwendige Dinge wie Strom oder Gas finanziell nicht mehr ausgehen. Wir merken, dass diese Teuerung alle Gesellschaftsschichten trifft und dass auch der Mittelstand stark betroffen ist.
Unzensuriert: Und das Thema „Corona“ ist vorbei?
Svazek: Es kommt immer darauf an, wen man gerade fragt. Jetzt im Sommer merkt man, dass es sehr stark vorbei ist. Was aber bleibt aus der Corona-Zeit, sind die tiefen gesellschaftlichen Gräben. Das geht nicht so einfach, dass das von heute auf morgen vorbei ist. Was bleibt, ist der Vertrauensverlust in die Regierenden der vergangenen zwei Jahre. Unser Landeshauptmann (Wilfried Haslauer, ÖVP, Anm. d. R.) war da ein Paradebeispiel, er hat sich ja wöchentlich gedreht – gerade bei der Frage der Impfpflicht.
“Diese Aufbruchstimmung stimmt mich optimistisch”
Unzensuriert: Spürt man den Aufschwung der FPÖ auch in Salzburg?
Svazek: Wir spüren das sehr stark bei den Mitgliederzahlen. Wir haben momentan viele Anfragen und viele Neu-Eintritte in die Partei. Wir merken die Aufbruchstimmung bei den Veranstaltungen, erst kürzlich war der Herbert (Parteichef Kickl, Anm. d. R.) im Rahmen seiner Österreich-Tour bei uns, es waren zwei großartige Veranstaltungen. Ich bin jetzt auch schon sechs Jahre Landesparteiobfrau, aber so eine Aufbruchstimmung, volle Häuser und Standing Ovations habe ich zuletzt in der Hochphase 2017 kurz vor der erfolgreichen Nationalratswahl erlebt. Das stimmt mich schon sehr optimistisch, es ist ein Gesamterfolg der Partei, aber auch der Führung geschuldet.
Unzensuriert: Schlägt sich die Aufbruchstimmung in den Umfrage-Ergebnissen nieder?
Svazek: Unsere Umfragen in Salzburg sind sehr ambivalent, die hier herumgeistern. Ende des Jahres gab es eine Umfrage, da waren wir bei 14 Prozent in Salzburg und ich wäre dort die unbekannteste Politikerin gewesen, gleichzeitig aber eine der beliebtesten. Ein paar Wochen später war es dann anders. Da war ich nach dem Landeshauptmann die bekannteste Politikerin, aber die unbeliebteste. Also ich halte von diesen Umfragen eher wenig, wir wissen, damit wird Politik gemacht. Rein von der Stimmung her glaube ich nicht, dass wir dort liegen, wo uns die Medien derzeit hinschreiben. Wir sind da sehr gut im Bundesschnitt.
“ÖVP hat keinen adäquaten Nachfolger für Haslauer”
Unzensuriert: Nach der Rücktrittswelle der ÖVP-Landeshauptleute in der Steiermark, in Tirol und mutmaßlich auch in Vorarlberg fragt man sich, wie lange Wilfried Haslauer in Salzburg noch im Amt bleibt?
Svazek: Unser Landeshauptmann ist der Letzte aus der West-Achse. Alle anderen sind ja schon gegangen oder gegangen worden. Er ist auch der Letzte der alten ÖVP-Garde. Es hat einmal Spekulationen gegeben, ob er überhaupt noch einmal antritt zur Landtagswahl, weil er schon sehr viel Einbußen beim Vertrauen und bei der Beliebtheit hat, aber das Problem der ÖVP ist, dass sie keinen adäquaten Nachfolger hat. Somit gehe ich davon aus, dass er wieder in den Ring steigen wird. Was wir aber wissen, ist, dass er die nächste Periode nicht fertig machen wird. Es wird also jemand gewählt, der keine fünf Jahre durchmachen wird.
Unzensuriert: Was sind die größten politischen Fehler, die Wilfried Haslauer gemacht hat?
Svazek: Sein größter Fehler ist die verkehrte Prioritäten-Setzung. Unser Landeshauptmann ist sehr angetan von Kunst und Kultur, was für das Bundesland an und für sich schon wichtig ist, aber es ist sicher nicht das vordringlichste Problem der Salzburger. Die größten Baustellen wie Verkehr und Wohnen wurden nie angegangen. Wir haben einen schwarzen Bundeskanzler, einen schwarzen Landeshauptmann und einen schwarzen Bürgermeister in der Stadt Salzburg und stehen in Wahrheit vor den selben Problemen wie vor 30 Jahren auch. Was aus meiner Sicht momentan ein Wahnsinn ist: Dass knapp eine halbe Milliarde für die Sanierung der Festspielhäuser ausgegeben wird, während das Anti-Teuerungspaket nur zwölf Millionen Euro ausgemacht hat. Das gegenübergestellt, die nackten Zahlen, zeigen schon, wohin der Landeshauptmann hintendiert. Er versteht die Lebensrealität einfach nicht, weil er sich mit seinesgleichen umgibt – und die spüren von den Teuerungen so gut wie nichts.
“Das große Ziel ist die Landtagswahl”
Unzensuriert: Sie sind als bodenständige Politikerin bekannt. Sind Sie zufrieden mit Ihrer Position in Salzburg oder streben Sie noch andere Positionen in der Partei an?
Svazek: Also ich bin sehr glücklich. Ich habe ja 2018 die Entscheidung getroffen, vom Nationalrat wieder zurück nach Salzburg zu gehen. Das war mein Versprechen auch an die eigene Landesgruppe. Ich bereue den Schritt nicht, weil ich der Meinung bin, dass man eine Funktion nur zu hundert Prozent ausfüllen kann, wenn man das wirklich mit vollem Einsatz macht. Das wäre zwischen Wien und Salzburg nicht gegangen. Ich darf bei mir zuhause auch Vizebürgermeisterin sein – und das macht mir irrsinnig viel Spaß. Ich habe überhaupt keine Ambitionen, etwas zu ändern. Das große Ziel ist die Landtagswahl und was danach ist, weiß eh noch niemand.
Unzensuriert: Wie wird Salzburg Walter Rosenkranz unterstützen?
Svazek: Als ich gehört habe, dass Walter Rosenkranz der Kandidat für die Bundespräsidentenwahl wird, habe ich mich sehr gefreut. Wir sind ein sehr bürgerlich-konservativ geprägtes Bundesland – und ich glaube, dass der Walter über die freiheitliche Kernschicht hinaus punkten kann. Wir werden im Herbst sicherlich eine große Veranstaltung zum Beispiel beim Rupertikirtag, wo er dann auch im Bierzelt unterwegs ist, machen. Das kann der Walter sehr gut, er ist ja auch sehr bodenständig. Wir freuen uns auf diesen Wahlkampf, der für uns auch schon ein Auftakt zur Landtagswahl für den 23. April 2023 ist.
“Herbert brachte die Glaubwürdigkeit in die Partei zurück”
Unzensuriert: Was macht Herbert Kickl als Parteichef derzeit so erfolgreich?
Svazek: Was der Herbert geschafft hat, ist, dass er in kürzester Zeit wieder Glaubwürdigkeit und Konsequenz in die freiheitliche Partei zurückgebracht hat. Das war unser größtes Problem in den vergangenen drei Jahren – gerade nach „Ibiza“. Kickl ist maßgeblich für den jetzt spürbaren Erfolg verantwortlich und wir in Salzburg ziehen da geschlossen mit. Der Bundesparteiobmann traut mir auch viel zu und ich darf ihn als seine Stellvertreterin manchmal in Fernseh-Diskussionen oder bei Veranstaltungen vertreten, was mich dann immer sehr freut.

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