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18. Mai 2011 / 10:37 Uhr

ZiB-Moderator Wolf verhöhnt Unfall-Todesopfer

Der ORF-Spartenkanal TW1 übertrug gestern erstmals eine Nationalratssitzung bis zum bitteren Ende. Die Anwesenheit zur späten Stunde im Plenum wurde dadurch zwar gehoben, das Niveau jedoch nicht. Als der ÖVP-Abgeordnete Wolfgang Großruck einen zweizeiligen Reim zu den Vergewaltigungsvorwürfen gegen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn zum Besten gab, drohte die Debatte zu eskalieren. Grüne und BZÖ zeigten sich besonders betroffen. Doch kurz nach Sitzungsende bewies ORF-Moderater Armin Wolf in der ZiB 2, dass es noch wesentlich tiefer geht.

Wolfgang Großruck ist ein alter Reimeschmied, als solcher im Parlament bekannt, doch für die Fernseh-Zuschauer war es eine Premiere, die gründlich schief ging. Wir ersparen es uns, die Verse hier niederzuschreiben, haben es doch ohnehin die Online-Ausgaben sämtlicher Zeitungen bereits getan. Nicht weniger beklemmend waren die Erregungsposen, die just die beiden größten Schreihälse des Hohen Hauses – Peter Pilz (Grüne) und Gerald Grosz (BZÖ) – daraufhin einnahmen. Wer weniger schauspielerisches Talent hat, nahm die holprige Entschuldigung Großrucks für sein entgleistes Gedicht zur Kenntnis und dachte sich seinen Teil dazu.

Die Gelegenheit, diese Peinlichkeit einem größeren Publikum als den Parlamentsfans auf TW1 vorzuführen, ließ sich allerdings auch der große ORF nicht entgehen und strahlte die Sequenz im Abgang der Berichterstattung über die Affäre Strauss-Kahn in der ZiB 2 aus. Moderator Armin Wolfs indignierter Blick am Ende ließ seine Geringschätzung für den Dichter deutlich erkennen.

Doch am Ende der Sendung bewies Wolf dann selbst, wie fehlende Sensibilität und “Humor” auf Kosten anderer auch aussehen können. Der Schlussbeitrag widmete sich einer Art neuer Trendsportart namens “Planking”. Menschen legen sich an möglichst merkwürdigen Orten kerzengerade hin, fotografieren sich dabei und stellen die Fotos auf Facebook. Am Ende des Beitrags erfuhr man, dass ein Australier beim Versuch, ein derartiges Foto zu schießen, vom Balkon des siebenten Stockwerks in den Tod gestürzt war.

Armin Wolf war sich nicht zu blöd, flach auf dem Tisch liegend zu übernehmen und grinsend die Worte zu sprechen: “Sie sollten Planking also nur an Orten machen, an denen Sie sich möglichst sicher fühlen – das Wetter.” Noch brachialer hätte man sich nicht über den tragischen Unfalltod eines Mannes lustig machen können. Wenn ÖVP-Mandatar Großruck – wie es die Grünen fordern – wegen seines schlüpfrigen Reims über ein mutmaßliches Sexverbrechen zurücktreten soll, was wäre dann die Konsequenz für den Fernseh-Moderator?

Andererseits war das im ORF nicht die erste Geschmacklosigkeit. Man denke nur an den primitiven Judenwitz des Spaßduos Stermann & Grissemann. Und auch im Parlament war es nicht die erste Debatte, die ins Peinliche entgleist ist. Vielleicht war auch nur – wie die Austria Presse Agentur gleich vermutete – der Vollmond schuld.

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